Exklusiv: Mirko Bortolotti über seine Saison 2019 – Teil 2
Weiter geht es mit Teil 2. Wer Teil 1 des Exklusiv-Interviews verpasst hat, kann das hier nachholen…

© Axel Weichert / Linda Weichert
onthegrid.de: Wie wichtig ist es im ADAC GT Masters von der Pole zu starten? Bzw. wie gut sind die Siegchancen wenn du eben nicht von der Pole ins Rennen gehst?
Bortolotti: „Ich glaube Siegchancen hast du auch wenn du nicht auf der Pole stehst, aber auf Strecken wie Zandvoort und dem Nürburgring ist die Wahrscheinlichkeit geringer, weil die Überholmöglichkeiten nicht so gut sind. Da ist die Pole doppelt so viel wert wie zum Beispiel in Hockenheim oder am Sachsenring. Deshalb war es sehr wichtig, vorne zu stehen.

© Axel Weichert / Linda Weichert
onthegrid.de: Gehst du ein Rennen anders an wenn du von der Pole startest?
Bortolotti: „Nein, ich gehe jedes Rennen gleich an. Die Ausgangssituation ist nur einfach eine andere, weil es natürlich einfacher ist wenn du vorne bist. Beim Start ist es aber immer das gleiche, Du willst Deine Position verteidigen und wenn du hinten bist eben noch Plätze gut machen.“
Was bedeutet der Sieg im ersten Nürburgring Rennen für Euch?
Bortolotti: „Also bei dieser Tabellensituation, die wir hatten, hatte das ganze Team einen enormen Druck und es war fundamental für uns dieses Rennen zu gewinnen. So wie diese Saison bisher verlaufen ist, war es klar für uns, dass wir uns jetzt keine Fehler mehr erlauben dürfen, wenn wir uns noch Titelchancen bis zum Schluss aufrecht halten wollen. Mir war es klar, dass wir dieses Rennen gewinnen müssen und das haben wir auch intern besprochen. Allen war klar, dass wir ein perfektes Rennen abliefern müssen.

© Axel Weichert / Linda Weichert
Das Rennen war dann tatsächlich perfekt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle auch ans Team, dass wir das alles so umsetzen konnten. Der zweite Saisonsieg war sehr wichtig für uns und hat uns dann letzendlich auch vorerst auf Rang drei in der Tabelle vorgespült.
onthegrid.de: Wie ist es für Dich wenn du das Fahrzeug in Führung liegend abgeben musst und es nicht mehr in Deiner Hand liegt ob ihr gewinnt oder nicht?
Bortolotti: „Naja das ist eben der GT-Sport, ich habe mich daran gewöhnt, das Auto abzugeben. Ich habe natürlich das Glück mit einem guten Teamkollegen zusammen zu arbeiten und wusste, dass er einen guten Job machen wird und den Sieg nach Hause fährt.“
onthegrid.de: Der Sieg Moment: Was geht in Dir vor, wenn Christian über die Ziellinie fährt und Du weißt ihr habt gewonnen?
Bortolotti: „Das sind einfach nur Glücksgefühle. Für das arbeite ich jeden Tag hart, für diese Momente und Erfolge mache ich das. In so einem leistungsstarken Feld wie dem GT Masters ist es jedes Mal eine Hammer Leistung, wenn man da ein Rennen gewinnen kann. Deshalb kann man sich da einfach nur freuen und den Moment genießen. Da weiß man, man hat alles richtig gemacht. Das sind die Momente, warum ich diesen Job mache.

© Axel Weichert / Linda Weichert
onthegrid.de: Wie hart ist dann ein Rückschlag wie am Sonntag. Vom Sieg zum Totalausfall in der ersten Runde hattet?
Bortolotti: „Es ist einfach sehr schade. Es ist jetzt nicht so, dass die Welt zusammenbricht und man nicht mehr miteinander redet oder das Team auseinanderfällt. Es gibt wichtigere Dinge als Motorsport im Leben. Man darf nicht vergessen, dass wir hier ein großes Privileg haben hauptberuflich Rennfahrer zu sein. Wir fahren mit extrem schönen Supersportwagen jedes Wochenende und versuchen das Beste für die Marke herauszuholen und werden dafür auch noch bezahlt. Das auch noch gut. Deswegen sollte man sich das immer vor Augen halten, dass wir immer mit dem Risiko spielen und es eben gute und auch schlechte Tage gibt.
So ein Rückschlag sollte einem zeigen, dass nichts selbstverständlich ist und wie viel Arbeit eben in einem guten Tag drin steckt. Und dass man nie aufhören sollte weiter zu arbeiten und man darf nie denken angekommen zu sein. So tage wie der Sonntag zeigen mir auch, dass sowas jedem passieren kann und es eben keine Garantien gibt im Motorsport, genauso auch wie im normalen Leben.“
onthegrid.de: Meisterschaft P4 – 52 Punkte Rückstand – Vier Rennen – wie stehen die Chancen?
Bortolotti: „Also ich bin bekannt dafür sehr selbstkritisch zu sein und ich glaube man kommt mit Ehrlichkeit weiter als wenn man sich selbst was vorträumt. Ich bin 100% überzeugt davon, und das ohne überheblich oder arrogant klingen zu wollen, dass wir schon in der Lage wären diese Meisterschaft zu gewinnen. Aber ein Verlauf wie in dieser Saison, egal ob Pech in Oschersleben oder Fehler wie am Nürburgring, führt dazu, dass man die Meisterschaft am Ende nicht gewinnt.

© Axel Weichert / Linda Weichert
Deswegen glaube ich, dass wir dieses Jahr nicht gut genug waren um den Titel zu holen. Natürlich ist es mathematisch noch möglich, deshalb werde ich es nicht ausschließen. Aber ich hatte das Glück in meiner Karriere schon einige Titel zu holen und ich weiß genau was man dafür tun muss und deswegen glaube ich dass der Titel dieses Jahr nicht mehr möglich ist. Nichtsdestotrotz glaube ich wären wir vom Potenzial her, mit diesem Team, dem Auto und der Fahrerpaarung, grundsätzlich in der Lage den Titel zu holen.
Ich glaube wir haben noch eine Chance auf den Vizetitel, das wird auf jeden Fall unser Ziel sein. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass das Team in der Teamwertung aktuell führt. Da werde ich alles daran setzen, dass das Team dort am Ende auch oben stehen wird.“