Das Motorsport-ABC: C wie Code 60
Ohne faire Regeln, an die sich alle halten sollen, kann kein Sport funktionieren. Gerade auch ein Sport wie Autorennen, der für alle Beteiligten mit großem Gefahrenpotenzial verbunden ist, braucht ein gutes Reglement. Dazu gehören beispielsweise Vorgaben, was zu tun ist, wenn ein Unfall auf der Strecke passiert ist. Eine davon ist der sogenannte Code 60, den wir diesmal im Motorsport-ABC erklären. Rennfahrer Christian Frankenhout hat’s für euch zusammengefasst:
Was ist der Code 60?
Der Code 60 wird in Kombination mit gelben Flaggen sowie einer lila Flagge aktiv. Die gelben Flaggen zeigen eine Gefahrensituation auf der Strecke an, die lila Flagge ist direkt das Signal für Code 60. Wird Code 60 angezeigt, bedeutet das für die Fahrer, dass sie ihre aktuelle Geschwindigkeit auf 60 km/h drosseln müssen. Wer den Code 60 verletzt, wird üblicherweise mit einer Zeitstrafe belegt.
Bei Langstreckenrennen gelten noch weitere Strafen: Wer unter Code 60 einen Boxenstopp macht, bekommt ebenfalls Strafsekunden aufgebrummt. Wer zu Beginn der Code 60-Phase an der Box steht, bekommt die Zeit anteilig als Strafe berechnet. Die fünf Gesamt-Führenden dürfen während einer Code 60-Phase gar keinen Boxenstopp einlegen.
Wie lange eine Code 60-Phase andauert, hängt natürlich immer von der Schwere des Vorfalls ab. Wenn die Strecke schnell frei geräumt, gereinigt und gesichert werden kann ist es möglich, dass die Rennteilnehmer keine volle Runde mit 60 km/h fahren müssen. Ist nach einem Vorfall viel zu tun kann es aber genauso passieren, dass der Code 60 deutlich länger aufrecht erhalten wird.
Der Vorteil vom Code 60
Der Code 60 ersetzt in einigen Rennserien den lange praktizierten Einsatz des Safety Cars. Dieses ist mit der Code 60-Regelung nämlich oft nicht mehr nötig. Der Vorteil einer Code 60-Phase ist folgender: Mit dem Einsatz des Safety Cars werden alle Fahrzeuge, die am Rennen teilnehmen, hinter dem Safety Car versammelt. Das bedeutet, die vorderen werden natürlich langsamer und irgendwann ist das Feld dann komplett zusammen gerückt. So schmelzen auch die Abstände zusammen, die die Teams und Fahrer vor dem Safety Car-Einsatz heraus fahren konnten. Das kann ein Rennen nochmals entscheidend umwerfen und die Karten neu mischen.
Bei einer Code 60-Phase bleiben die vorherigen Abstände jedoch bestehen, da ja jedes Fahrzeug mit 60 Stundenkilometern fahren muss. Insofern wird hier nicht die Fahrleistung „verfälscht“ und das Rennen kann an genau dem Punkt wieder aufgenommen werden, wo der Code 60 den normalen Ablauf unterbrochen hat.
Es gibt zudem keinen geordneten Neustart. Alle Fahrzeuge „starten“ in den normalen Rennbetrieb zurück von der Position aus, in der sie sich in dem Moment befinden, wenn der Code 60 aufgehoben wird. Dabei ist durchaus Vorsicht geboten: Je länger die Fahrzeuge langsam fahren, desto kühler werden die Reifen und der Grip lässt nach.
Übrigens:
Viele der Top Teams haben spezielle Einsatzpläne für Code 60-Phasen, denn viele der Hochleistungs-Motoren laufen nur sehr unrund bei einer so niedrigen Geschwindigkeit oder verbrauchen verhältnismäßig viel Kraftstoff. Solche speziellen Pläne beinhalten meist eine Steuerung, mit der der Motor auf den Betrieb in langsamer Fahrt umgestellt werden kann. So wird die Laufruhe wieder hergestellt und der Spritverbrauch auf ein Minimum reduziert.