Maikel Verkade – Ein Dakarfahrer als LKW- und Reifenmann?
Da mussten wir aber gleich zweimal hinsehen, als uns bei den offiziellen ADAC Formel 4 Testtagen Anfang des Jahres dieser junge Niederländer über den Weg gelaufen ist: Maikel Verkade ist uns eigentlich bekannt als Rallyecross-Teilnehmer der Dakar! Gesehen haben wir ihn auf einem Quad, mit dem er Reifen ins Fahrerlager transportierte. Ein Grund für uns die Geschichte des „verrückten Holländers“ zu recherchieren:
Maikel Verkade hat zweimal an der bekanntesten und härtesten Rallye der Welt teilgenommen. Beide Male auf einer Rallyecross-Maschine der Marke KTM. Dass sich Maikel dem Zweirad-Sport verschrien hat, war schon ziemlich lange klar. „Ich fahre mein ganzes Leben schon Motocross. Seit ich Fahrradfahren kann, fand ich Zweiräder cool.“ Nach einigen „normalen“ Rennen auf dem Crossbike war schnell klar: Der „verrückte Holländer“ – wie er sich selbst nennt – will die härteste Rallye-Prüfung bestehen. Bei der Rallye Dakar sind bereits mehrere Menschen ums Leben gekommen.
Im Kampf zwischen den Dünen geht es für die Fahrer zwei Wochen lang durch die staubige Wüste. Eine Herausforderung. Auch für den 27-Jährigen. „Wenn du das im Fernsehen siehst, dann denkst du: Das ist voll schön! Das ist voll cool! Da will ich hin! Nur Sand und Dünen. Aber die Dakar ist eine ganz andere Erfahrung.“ Zwei Wochen lang harte Arbeit: Um vier Uhr morgens schellt der Wecker, ehe es losgeht. Erst spät abends kommen die Fahrer zurück. „Ich hatte Glück, dass ich ein Serviceteam hatte“, so Maikel. „Es gibt auch diese andere Meisterschaft, in der man ALLES selbst machen muss. Das wäre mir zu heftig. Aber ich habe großen Respekt vor den Leuten, die das tun.“
Ein Dakar Fahrer als LKW- und Reifenmann
Was macht jetzt aber ein Rallye Dakar Fahrer im Fahrerlager der Formel 4? Anfang des Jahres bekam Maikel vom Formel 4 Team Van Amersfoort Racing einen Anruf. „Da bin ich dann mal hingegangen, hab geredet und eine Woche später war ich im LKW“. Das Jobangebot passte Maikel ganz gut. Der Niederländer lebt in den Tag hinein. Große Pläne für die Zukunft? Die hat er nicht. Er nimmt, was das Leben ihm gibt.
Woher hat ein 27-jähriger Crossbike-Fahrer einen LKW-Schein? „Ich hatte den schon mit 19! Warum? Naja kleine Jungs und große Autos! Das macht Spaß und ist cool“, lacht der kommunikative Niederländer, der mittlerweile das halbe Fahrerlager kennt – vor allem die Mädels.
Die Familie Verkade ist eine Motorsport-Familie. Auch die Schwester von Maikel fährt Rennen. Die Familie entschloss sich also schon früh, für die Reisen an die Rennstrecken ein großes Wohnmobil anzuschaffen. Ein Wohnmobil, das einen LKW-Führerschein bedarf. „Das war dann einfacher. Ich konnte auch fahren. Vor allem für die Reisen nach Schweden oder Spanien war das angenehm, dass wir uns abwechseln konnten.“
Rallye Dakar – Ein Fulltimejob mit einjähriger Vorbereitung
Jetzt tourt Maikel durch halb Europa. Testeinsätze, Rennen. Immer ist er als Teil des Teams van Amersfoort Racing dabei. Der LKW ist sein zweites Zuhause geworden und die Reifen sind Teil seines Jobs. „Eigentlich bin ich das Mädchen für alles“, beschreibt er seine Arbeit. „Ich mache alles, was eben so anfällt.“ Eine nette Abwechslung zu der ganzen Dakar-Action. Die Vorbereitungszeit für eine solche Rallye ist ebenfalls ein Fulltime-Job.
„Das sind zwei Wochen lang richtig Action. Man ist kaputt, alles ist dreckig und man fragt sich, warum man das macht. Aber wenn man dann wieder Zuhause ist, wünscht man sich, dass man direkt weitermachen kann.“ Die Vorbereitungen dauern dabei fast ein komplettes Jahr an. „Du musst so viel planen und die Dakar kostet viel Geld. 80.000 Euro sind kein Zuckerschlecken. Du brauchst viele Sponsoren, die dich unterstützen“. Dabei kommt ihm seine Bildung zugute: Nach der Ausbildung zum LKW- und Automechaniker drückte Maikel noch zwei Jahre lang die Schulbank und machte sich mit den Themen Marketing und Management vertraut.
Wenn Maikel die jungen Fahrer alle beobachtet, dann kribbelt es. Ein Fahrer ist eben ein Fahrer. „Es juckt schon. Ich hab auch eine Lizenz für den Auto-Sport. Klar würde ich auch gerne fahren. Es ist schon merkwürdig zuzusehen, wie die Jungs sich für das Rennen fertigmachen und sich dann auf der Strecke duellieren. Aber ich weiß auch, dass ich auf zwei Rädern besser bin. Dabei wird es auch bleiben.“ Dafür gibt er den Jungs den ein oder anderen Insider-Ratgeber. „Wir reden schon miteinander. Beim Essen oder so kann ich den ein oder anderen Tipp geben, dass sie ruhig bleiben sollen.“
Seine Rennkarriere hängt er jetzt aber nicht für seinen Job als LKW-Fahrer an den Nagel. „Ende des Jahres werde ich noch zwei Rennen fahren. Und an der Dakar würde ich auch gerne nochmal teilnehmen. Ich hab Glück, dass ich das machen kann, was ich liebe. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Und jetzt arbeite ich bei VAR – das ist etwas super Tolles!“